Warum sich Krypto-Börsen für Open Banking interessieren?

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Sebastian Tiesler, Country Manager Germany
6 Sep 2022
German-crypto

Immer mehr Menschen sind bereit, auf den Zug der Kryptowährungen aufzuspringen. Aber nicht, wenn der Kauf von Kryptowährungen komplex und undurchsichtig bleibt. Open Banking soll die Akzeptanz erhöhen. 

In den fünf Jahren bis Ende 2021 stieg der Wert von Bitcoin um rund 5.000 Prozent und der von Etherium um fast 32.000 Prozent (Quelle: Statista). Allein die Marktkapitalisierung der beiden Währungen betrug zu diesem Zeitpunkt mehr als 1 Billion US-Dollar. Kryptowährungen sind heute längst nicht mehr nur etwas für Randgruppen und den Nervenkitzel suchende Anleger. 

Bevor sich Kryptowährungen jedoch komplett durchsetzen, hat die Branche noch einige Herausforderungen zu bewältigen. Denn der Einstieg in die Kryptowelt ist nicht so einfach, wie er sein sollte. Beim Kauf von Kryptowährungen - dem sogenannten "On-Ramping" - akzeptieren die meisten Börsen nur Kartenzahlungen oder manuelle Banküberweisungen. 

Ersteres ist umständlich und betrugsanfällig, ganz zu schweigen von den hohen Kosten, die eine Börse bei der Bearbeitung zu tragen hat. Außerdem dauert es bis zu fünf Tage, bis eine Kartenzahlung abgewickelt ist. In der Zwischenzeit könnte der Preis der Währung längst in die Höhe geschnellt sein.

Herkömmliche Banküberweisungen sind zwar sicherer und können schneller abgewickelt werden, aber es dauert ebenfalls mehrere Tage.  Zudem lässt die Bequemlichkeit zu wünschen übrig und sie sind schwer zu skalieren. 

Digitaler Wandel befeuert Open-Banking-Anwendungen

Krypto-Börsen sind bei ihrem Start gezwungen, die vorherrschenden Zahlungsmethoden wie etwa Kartenzahlungen zu übernehmen, um Kunden den Kauf oder Verkauf von Kryptowährungen zu ermöglichen. Doch diese Zahlungsmethoden wurden eigentlich für andere Zwecke entwickelt.

Hier kommt Open Banking ins Spiel, eine Zahlungsinfrastruktur, die für die digitale Welt geschaffen wurde. Das Vereinigte Königreich hat bei der Einführung von Open Banking bisher die Führung übernommen, und ein Großteil Europas ist auf dem besten Weg dorthin. Andere Länder folgen dieser Entwicklung.

Unbelastet von Altlasten sind Open-Banking-Zahlungen für die Nutzer schneller und bequemer, schützen besser vor Betrug und sind für Unternehmen kostengünstiger. Die Erfahrung zeigt, dass Krypto-Investoren, die mit den Vorteilen von Open Banking vertraut sind, Plattformen aufsuchen, die diese moderne Zahlungsmethode anbieten. Krypto-Börsen, die diese Entwicklung ablehnen, könnten an Boden verlieren.

Die große Krypto-Börse Gemini hat den Wettbewerbsvorteil inzwischen erkannt und Open Banking eingeführt. Blair Halliday, der für den britischen Markt zuständig ist, beschreibt Open-Banking-Zahlungen als „einen heiligen Gral ... unsere Kunden wollen ihre Bankkonten nutzen, um Geld direkt von unserer Website aus zu überweisen.“

Der Trend zum Open Banking ist nicht nur bei Krypto-Börsen zu beobachten, sondern deutet auf eine tiefgreifende und nachhaltige Veränderung der Verbraucherpräferenzen hin. Open Banking wird auch in anderen Handels- und Anlagemärkten schnell angenommen. Unter den Kunden von TrueLayer entscheiden sich etwa zwei Drittel der Endverbraucher für Open Banking, auch dann, wenn Apple Pay und Google Pay zur Wahl stehen.

Ein Gewinn für alle Beteiligten

Gründe für diese beeindruckende Akzeptanz sind Vertrauen und Bequemlichkeit. Beim Open Banking wird der Kunde, wenn er eine Zahlung vornehmen möchte, kurz auf die Website seiner Bank weitergeleitet, eine Umgebung, der er mehr vertraut als einer unbekannten dritten Partei - und dann automatisch wieder zurückgeführt. 

Auch das Authentifizierungsverfahren wird vereinfacht. Um die Sicherheit zu erhöhen, unterliegen die meisten Zahlungsvorgänge in Europa heute den Protokollen der starken Kundenauthentifizierung (Strong Customer Authentication, SCA). Dies kann jedoch zu erheblichen Reibungsverlusten führen, da Verbraucher ihre Identität oft auf mehrere Arten bestätigen müssen. Beim Open Banking hingegen, bestätigt der Kunde seine Identität meist direkt über die App seiner Bank - mit seinem Fingerabdruck oder per Gesichtserkennung. Dies entspricht dem von Apple Pay und Google Pay gesetzten Goldstandard der Benutzerfreundlichkeit und erfüllt auch die SCA-Standards.

Für Kryptobörsen ist es nicht der einzige Gewinn, wenn sie ihren Kunden die Möglichkeit geben, so zu bezahlen, wie sie wollen. Bei Open-Banking-Zahlungen erfolgt die Abrechnung, im Gegensatz zu Karten, sofort. Das bringt zwei Vorteile: Erstens kann das Geld eines Anlegers sofort eingesetzt werden. Und zweitens müssen die Börsen keinen Pre-Funding-Service mehr anbieten (d. h. sie kaufen die Kryptowährung in Erwartung des Geldes ihrer Kunden), wodurch sie ihr Liquiditätsrisiko erheblich verringern.

Ein weiterer Vorteil für Krypto-Börsen ist die Effizienz. Für manuelle Überweisungen benötigen die Börsen Personal für den Abgleich im Hintergrund sowie eine ausreichende Kundenunterstützung, um mit fehlgeleiteten Überweisungen umzugehen. Diese können entstehen, wenn die Kunden die Daten falsch eingeben. Bei Open-Banking-Zahlungen sind die Angaben bereits vorausgefüllt, sodass Fehler gar nicht erst passieren. 

Auch die Kosten werden so niedrig gehalten. Benoit Marzouk, CEO von Bitcoin Point, schätzt, dass die Verarbeitung einer Open-Banking-Zahlung zwischen 70 und 80 Prozent günstiger ist als eine Kartenzahlung:

„Der Einsatz von Open Banking anstelle von Karten ermöglicht es uns, eine sehr wettbewerbsfähige Gebühr beizubehalten.“

Mehr Sicherheit und keine persönlichen Daten mehr

Ein Blick auf die Funktionsweise einer Open-Banking-Zahlung veranschaulicht ihre überlegenen Sicherheitsmerkmale

Open Banking verwendet Einweg-Zugang-Tokens und eine Industriestandard-API (bekannt als FAPI - Financial-grade API), um den Zahler mit seiner Bank zu verbinden, die Autorisierung vorzunehmen und das Geld zu überweisen. Die Zahlung ist von Natur aus sicherer als eine Kartenzahlung, da keine Informationen weitergegeben werden. Bei einer Kartenzahlung muss der Kunde seine Kartendaten und persönliche Informationen über das Internet versenden. Beim Open Banking müssen keine persönlichen Daten mehr geteilt werden.

Die Sicherheit wird auch dadurch erhöht, dass sich der Kunde direkt bei seiner Bank anmeldet. Das bedeutet, dass die Authentifizierung von Anfang an eingebaut ist. 

Je nachdem, in welchem Rechtsraum sie tätig sind, müssen Krypto-Börsen eine Reihe von Gesetzen einhalten, darunter AML (Anti-Geldwäsche) und KYC (Know Your Customer). Open Banking beseitigt zwar nicht alle Betrugsmöglichkeiten, aber es macht es den Börsen leichter, die Herkunft der Gelder nachzuweisen, die auf die Plattform fließen.

Das wiederum sollte mehr Banken dazu ermutigen, Open-Banking-Zahlungen an vertrauenswürdige Krypto-Börsen zuzulassen. Diejenigen Banken, die eine harte Linie bei Überweisungen an alle Kryptofirmen beibehalten, könnten am Ende Marktanteile verlieren, "da die Kunden zu kryptofreundlicheren Banken abwandern", sagt Benoit. 

Open Banking bietet vielfältige Möglichkeiten

Letztendlich werden die Banken von der Kundennachfrage beeinflusst . Kartenzahlungen und Banküberweisungen mögen im Moment noch die beliebteste Methode sein, um Geld an Krypto-Börsen zu überweisen, aber das wird sich ändern. 

Wenn die Vorteile von Open-Banking-Zahlungen deutlich werden, werden sie von Händlern und Krypto-Börsen mehr und mehr angenommen. Und alle Parteien werden nach weiteren Möglichkeiten suchen, wie Open Banking sie unterstützen kann, z. B. um Rücküberweisungen von Krypto-Börsen auf ein Bankkonto zu tätigen. 

In der Tat scheint es in „reifen“ Open-Banking-Märkten jetzt einen echten Impuls für die Einführung zu geben. Bei TrueLayer arbeiten wir bereits mit Krypto-Marken wie Ziglu, BitcoinPoint, Luno und MoonPay zusammen. Sobald sie sehen, dass Nutzer ihre erste Open-Banking-Zahlung tätigen, gibt es kein Zurück mehr, und sie werden alle anderen mitnehmen.

Hinweis: 

Dieser Artikel stammt aus einer Podiumsdiskussion, die von The Block veranstaltet wurde. Die Diskussionsteilnehmer waren: Blair Haliday, Head of UK bei Gemini, Matt Parish, Senior Product Manager bei TrueLayer und Benoit Marzouk, CEO von BitcoinPoint. Sehen Sie sich die Aufzeichnung auf Abruf an.

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