PSD2: Zukunft des Zahlungsverkehrs in der EU

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Till Wirth, Head of Product, Core Banking
2 Feb 2022
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Die EU-Richtlinie PSD2 reguliert Zahlungsdienste innerhalb der EU. 2015 wurde sie veröffentlicht, ihre Umsetzung erfolgte im Januar 2018. Sie verpflichtet Banken dazu, auf Veranlassung des Kunden Drittanbietern Zugang zu seinem Konto zu gewähren.


Dies eröffnet neue Zahlungsmöglichkeiten, z.B. direkt vom Bankkonto statt per Karte oder manueller Banküberweisung. Vom raschen Anstieg bei Open-Banking-Zahlungen in Großbritannien und der EU wurde bisher wenig Notiz genommen. Dabei kann man per Open Banking heute Geld auf Bank- oder Investmentkonten einzahlen, ein Auto kaufen oder verkaufen und in Großbritannien sogar schon Steuern zahlen. Laut der britischen Steuerbehörde HMRC gingen bei ihr zuletzt 1,2 Milliarden Euro an Steuerzahlungen per Open Banking ein.

Bei Verbrauchern und auch bei Unternehmen ist die eher umständliche und mit hohen Gebühren verbundene Kartenzahlung noch weit verbreitet. In naher Zukunft werden Onlineshops vermehrt die viel bequemere Open-Banking-Zahlung (oder „Echtzeitüberweisung“) anbieten.

Die PSD2 machte den Weg frei für das Geschäftsmodell von Open-Banking-Anbietern wie TrueLayer. In den letzten fünf Jahren hat TrueLayer ein nahezu flächendeckendes Netzwerk mit EU-Banken aufgebaut und versorgt sie mit Zahlungs- und Datendiensten für die konkrete Umsetzung der PSD2. TrueLayer hat 2.000 Banken in 17 Ländern angebunden, das entspricht einer Abdeckung von 95 % der Bankkonten in den wichtigsten europäischen Märkten und 65 % aller Retail-Bankkunden in der EU.

Die nächsten Schritte

TrueLayer blickt über die PSD2 hinaus und beschäftigt sich schon jetzt mit zukünftigen Richtlinien und Brancheninitiativen zur Beschleunigung der Verbreitung von Open-Banking-Zahlungsmöglichkeiten. Die Herausforderungen für Aufsichtsbehörden, Banken und die gesamte Finanzbranche sind:

  • Flächendeckende Verfügbarkeit von Echtzeitzahlungen

  • Beendigung der IBAN-Diskriminierung

  • Zusammenarbeit bei der konkreten Umsetzung von Open Finance.

Grenzüberschreitende Zahlungen in Echtzeit 

Mit Inkrafttreten der PSD2-Richtlinie ist das Auslösen von Zahlungen bei jeder Bank in der EU möglich. Banküberweisungsdienste wie iDEAL in den Niederlanden funktionieren nur innerhalb des Landes. Dagegen kann das Auslösen von Zahlungen per Open Banking europaweit funktionieren.

Damit Open Banking allgemeine Akzeptanz finden kann, gilt es nun, verbleibende Hindernisse aus dem Weg zu räumen: 

  1. Flächendeckende Verfügbarkeit von Echtzeitzahlungen

    Derzeit können nur zwei Drittel aller Banken Echtzeitzahlungen verarbeiten. Das heißt allerdings auch, dass ein Drittel dies nicht kann. Zahlungsauslösungen sind die Voraussetzung dafür, dass sich das Echtzeitüberweisungsverfahren durchsetzt. Das zeigen die Beispiele Großbritannien und Nordirland, wo sich dank der Möglichkeit der direkten Zahlungsauslösung Open-Banking-Zahlungen im letzten Jahr verfünffacht haben.

  1. IBAN-Diskriminierung

    IBAN-Diskriminierung liegt vor, wenn Unternehmen sich weigern, ausländische IBAN-Nummern für Zahlungen oder Abbuchungen in Euro zu akzeptieren. Dieses Problem betrifft nicht nur Verbraucher, die z.B. ihre Stromrechnung auf Mallorca von einem deutschen Bankkonto bezahlen möchten. Manche Banken gestalten die Nutzung von Drittanbieterdiensten für Zahlungen ins EU-Ausland so kompliziert, dass es für den Verbraucher einfacher wäre, die Überweisung selbst zu veranlassen. Dies legt die Vermutung nahe, dass Banken den grenzüberschreitenden Zahlungsprozess gezielt erschweren. Dies untergräbt die Ziele der PSD2 und der Single Payment Euro Area (SEPA).

Mairead McGuiness, zuständige EU-Kommissarin für Finanzdienstleistungen, Finanzstabilität und Kapitalmarktunion, sprach diese Punkte in ihrer Rede am 16. November 2021 an. 

TrueLayer nutzt den bestehenden gesetzlich Rahmen, um die allgemeine Akzeptanz von Echtzeitzahlungen in der EU zu beschleunigen und befürwortet wirksame Maßnahmen gegen IBAN-Diskriminierung.

PSD2 und Open Finance

Die PSD2 hat sämtliche Voraussetzungen geschaffen, damit Verbraucher berechtigt sind, über Drittanbieter Zugang zu ihren Zahlungskonten zu erhalten. Beim Umfang der möglichen Leistungen durch Drittanbieter gibt es noch klare Grenzen:

  • Drittanbieter können nur Zugang zu Girokonten erhalten (in manchen EU-Mitgliedstaaten auch Kreditkartenkonten)

  • Verbraucher können nur einzelne Zahlungen mit jeweils separater Authentifizierung gegenüber der Bank veranlassen.


Die Europäische Kommission hat bereits das Potential eines weitergehenden Datenaustausches über die PSD2 hinaus erkannt. Sie beabsichtigt, bis Mitte 2022 einen Entwurf für neue Rahmenbedingungen für Open Finance vorzulegen. Darin heißt es: „Der Zugang zu mehr Kundendaten würde es Diensteanbietern ermöglichen, stärker personalisierte Dienstleistungen anzubieten, die besser auf die spezifischen Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten sind.“

Durch diese neuen rechtlichen Rahmenbedingungen eröffnen sich für TrueLayer neue Möglichkeiten der Produktentwicklung. 

In Sachen Zahlungsfunktionen befasst sich der Europäische Zahlungsverkehrsausschuss mit einem neuen Konzept, das Zahlungsfunktionen für Drittanbieter verbessern soll. 

TrueLayer ist Mitglied einer Arbeitsgruppe, die sich mit den Zahlungsmöglichkeiten im Rahmen dieses Konzepts beschäftigt, beispielsweise für wiederkehrende Zahlungen. Ziel ist eine Vereinheitlichung bei Zahlungsdiensten innerhalb der EU. 

Die European Payments Initiative

Die European Payments Initiative (EPI) ist eine Kollaboration von 31 Banken aus der EU mit dem Ziel, sich mit einem neuen europäischen Interbanken-Netzwerk gegenüber Visa und Mastercard zu positionieren.

TrueLayer unterstützt die Bemühungen zur Förderung des Zahlungsdienstewettbewerbs zum Wohle des Verbrauchers. Wir hoffen, dass die EPI einen positiven Einfluss auf die Entwicklung der Zahlungsinfrastruktur in der EU haben wird. Die EPI soll den in der PSD2 verankerten Grundsatz des freien Zugangs aufnehmen, damit sich eine vielfältige Zahlungsdienstebranche mit größtmöglichen Wahlmöglichkeiten für Verbraucher herausbildet.  

PSD2 – Ausblick

Mit neuen Anbietern, Kollaborationen und aktuellen und anstehenden regulatorischen Eingriffen ist der Markt noch stark in Bewegung. 2022 verspricht ein entscheidendes Jahr für Open Finance zu werden.

In Partnerschaften mit Banken wird TrueLayer neue Zahlungsfunktionen entwickeln. Darüber hinaus informieren wir die Aufsichtsbehörden über aktuelle Entwicklungen und zeigen mögliche Regulierungslücken auf. 

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